Die Gestaltungsrichtlinie und Der Einzelhandel in der Pandemie

02.05.2021

Frau Grosse: Es ist schwierig mit dieser Situation umzugehen, weil sich auch die Rahmenbedingungen ständig ändern. Wir haben zwar Verständnis dafür, dass man auf die sich ständig ändernden Fallzahlen politisch reagieren muss, aber als Einzelhändler ist damit natürlich eine Planbarkeit nicht gegeben. Wir haben das Glück, dass wir zu 80% Lebensmittel verkaufen und somit von den gesetzlichen Regularien nicht so betroffen sind.
Herr Grosse, wie reagieren Sie denn auf die eingeschränkte Mobilität Ihrer Kunden, die ja teilweise den Weg in die Stadt scheuen?
Herr Grosse: Die Situation erfordert natürlich besondere Anstrengungen eines Einzelhändlers. Ich bin sozusagen das Logistikcenter unseres Unternehmens. Das bedeutet, dass ich meistens nachmittags die telefonisch bestellten Waren zu unseren Kunden fahre. Das wird natürlich sehr gut angenommen, aber es bedeutet für uns auch, dass die täglichen Abläufe im Geschäft immer wieder geändert werden müssen.
Frau Grosse, wenn Sie auf die schon monatelang andauernde Pandemie zurückblicken, wie schätzen Sie dann Ihre Geschäftsentwicklung ein?
Frau Grosse: Wir sind schon sehr frühzeitig Dual gefahren, d.h., wir bieten unsere Waren nicht nur im stationären Einzelhandel, sondern auch online an. Das hat sich jetzt besonders bewährt, denn die Kunden, die aus Vorsicht nicht in die Stadt gehen, bestellen ihre Waren online. Damit müssen die Kunden nicht auf unsere Produkte verzichten und wir generieren den Umsatz über unser Portal. Wir haben diese Entscheidung, im Internet zu verkaufen, schon sehr frühzeitig getroffen. Das hat uns jetzt quasi gerettet.
Herr Grosse, in unmittelbarer Nähe zu Ihrem Geschäft befinden sich viele Einzelhändler mit hochwertigen Produkten. Wie ist denn bei diesen Anbietern die Stimmung?
Herr Grosse: Das ist leider ganz unterschiedlich. Soweit die Händler ihre Waren auch online anbieten, ist es wohl auch für diese noch erträglich. Die meisten Händler haben Probleme, wenn sie ihre Waren nur im stationären Handel anbieten. Gerade wenn durch steigende Fallzahlen die Einkaufsmöglichkeiten gesetzlich schärfer reguliert werden, ist der erforderliche Umsatz zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes kaum noch oder gar nicht mehr zu generieren.
Herr Grosse, Frau Grosse, haben Sie herzlichen Dank für das Gespräch.